SCHAFE <br> ALS BERUFUNG

SCHAFE
ALS BERUFUNG

EIN HOTELIER MIT BESONDERER LEIDENSCHAFT

Schooflait sain bsundere Lait - "Schafleute sind besondere Menschen", hieß es einmal in unserem Lande. Es gibt nicht mehr viele, die den Beruf des Schäfers hauptberuflich ausüben. Die Schafhaltung ist in Südtirol in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Umso erstaunlicher ist es, wenn junge Menschen sich mit Schafzucht befassen - Franz Mair ist so einer.

Besonders sind Beruf und Berufung von Franz auf jeden Fall. Aufgewachsen als Enkel eines Tourismuspioniers und erfolgreichen Hoteliers, schien eine Karriere im Tourismusbereich vorgezeichnet. Aber vielleicht war es das Lämmchen, das er als Kind und heranwachsender Bub jedes Jahr von seinem Großvater oben auf Gsteier geschenkt bekam und das dann nur ihm allein gehörte, das die Liebe zu den Pampern (Südtirolerisch für "Schafe") wachsen ließ.

Franz besuchte das Humanistische Gymnasium in Meran, um sich nach der Matura an der Fakultät für Bodenkultur (BOKU) in Wien zu immatrikulieren. Seine Praktika führten ihn ins Südburgenland, wo er Erfahrungen in der Wanderschäferei sammelte. Ein weiteres Praktikum absolvierte er – das diametrale Gegenteil zur Wanderschäferei – auf dem größten Mastbetrieb Europas für Stiere in Ostdeutschland.

Nach erfolgreichem Abschluss kehrte er nach Schenna zurück und krempelte oben auf Gsteier die Ärmel hoch, hauptsächlich mit der Schafzucht. Während Corona zog er endgültig dort oben ein.

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SCHAFE <br> ALS BERUFUNG
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Von der Uni zum Schafzüchter 

„Wie wird man als Sohn eines Hoteliers zum Schafzüchter?“ Franz, offenes Gesicht und gesetzt in Tonfall und Gesten, antwortet lächelnd: „Seit ich als Kind hier oben bei meinem Großvater war, haben mich Schafe interessiert.“ Natürlich kann er von der Schafzucht nicht leben, er hat eine Ausbildung im Hotelmanagement gemacht und geht seinem Vater im familiengeführten Hotel zur Hand.

Franz weiß alles über seine Tiere

Franz ist Herr über hundert weiße Tiroler Bergschafe, die er reinrassig züchten will, weshalb er auch zwei Zuchtwidder hält. Wie das halt so ist in der Natur, kommt aber manchmal doch ein scheckiger Nachwuchs daher. Franz lacht. Zur Herde gehören 45 „Görren“, Mutterschafe, die innerhalb von zwei Jahren dreimal Lämmer werfen. Den Sommer verbringen die Tiere seit einigen Jahren in Öttenbach, einem Seitental des Sarntals hinter Meran 2000. Erst spät im Herbst werden die Schafe eingestellt, die milden Herbsttage ziehen sich oft weit in den November hinein. 

Wolle für die Wollmanufaktur

Zwei Mal im Jahr werden die Schafe geschoren und die Wolle nach Ulten in die Wollmanufaktur gebracht. Lohnender als Wolle ist aber die Zucht für die Fleischproduktion. Die männlichen Lämmer werden im Alter von 6 Monaten bei einem Lebendgewicht von 40 bis 45 Kilogramm geschlachtet, die weiblichen wachsen etwas langsamer. Streng wird darauf geachtet, dass das Schlachten für die Tiere so stressfrei als möglich geschieht, was nicht zuletzt auch höhere Fleischqualität garantiert. 

Mehr als nur Nutztiere


Gibt es hin und wieder eine besondere Beziehung zu einem Tier? Franz lächelt: „Doch, ja! Manchmal, wenn ein Muttertier ihr - oft zweites – Lamm verstößt, zieh ich es mit der Flasche auf. Viel Arbeit, weil die „Görre“ ja alle drei bis vier Stunden von Hand abgemolken werden muss. Aber ich will ja alle Tiere durchbringen. Das Tierchen wird dann besonders anhänglich und läuft einem überall nach.“

Den Respekt und die Zuneigung für seine Schafe lässt Franz durchklingen: „Man kann viel lernen von Schafen, von ihrer Ruhe und Zufriedenheit. Und ihrer Selbstgenügsamkeit“. 

Text: Sebastian Marseiler (Schenna Magazine 2024)
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